Wie wurde bei uns im Rottal früher Getreide gedroschen?
Wir haben über 500 alte Bilder über das Dreschen um die Jahrhundertwende aus unserer Gegend gesammelt.
Mit vielen Zeitzeugen konnten wir noch persönlich sprechen und hierbei viel über die bäuerliche Arbeit in der Anfangszeit der Machanisierung erfahren.
Getreide mähen
Zunächst wurde das Getreide auf dem Feld gemäht. Vor der Technisierung erfolgte dies von Hand mit Sense und Sichel.
Eine große Erleichterung war hier der Bindemäher, der zumindest das Mähen von Hand ablösen konnte.


Mandl aufrichten
Die Garben wurden zu sogenannten „Mandl“ aufgestellt. Diese wurden dann auf dem Feld mehrere Tage stehen gelassen, so dass das Getreide nachreifen und das Unkraut verdörren konnte.
Garben nach Hause fahren
Die Garben wurden auf einem Leiterwagen aufgerichtet und zum Hof nach Hause gefahren. Dort wurden sie im Stadel eingelagert.


Der Dampf kommt - "Da Dampf kimmt"
Im laufe des Herbstes zog die Dampfdreschgarnitur von Hof zu Hof, um das Getreide zu dreschen. Dazu muss man wissen, dass sich kaum ein Bauer selbst einen Dreschwagen mit Zubehör leisten konnte, da ein solcher Dampfdreschsatz sehr teuer war. So wurden Genossenschaften gebildet oder die Maschine wurde von einem Lohnunternehmer betrieben.
Jeder Bauer war natürlich darauf bedacht, dass sein Getreide so bald als möglich gedroschen wird. Begonnen wurde meist bei den großen Höfen, die „kleinen“ mussten eben warten. Die Maschinisten der Dampfdreschgarnitur haben bestimmt, wann und wo gedroschen wurde. Kein Wunder, dass die Bäuerin für die Maschinisten besonders gut gekocht hat…

Üblich war bei uns der Scheunendrusch: Der Dreschwagen stand im Stadel, der Dampf im Hof.
Die Arbeit des Dreschens war früher hart und staubig. So mussten z. B. die zentnerschweren Säcke mit den Getreidekörnern auf der Schulter tragend, meist über enge hölzerne Treppen, in den Getreidespeicher (Troadkasten) getragen werden.
Gefürchtet war auch das „Maschinenfieber“. Der Körper reagierte mit Fieber, husten und allgemeinem Unwohlsein auf die große Staubbelastung.
In der Regel wurde von 6 Uhr morgens bis spät abends gedroschen, für die Maschinisten begann der Tag bereits um 4 Uhr früh mit dem Aufheizen des Dampfes und der Abschmierung des ganzen Dreschsatzes.

Die Aufstellung der Dampfmaschine, des Dreschkastens und der zugehörigen Strohpresse erfordert viel Erfahrung und nimmt einige Stunden in Anspruch.
Durch den Einsatz von Pferden zum ziehen der Dreschgarnitur waren Unfälle nicht ausgeschlossen.
"Ausdrosch´n is" (Es ist ausgedroschen)
Nach meist mehreren Tagen der harten Arbeit war´s endlich geschafft.
Wenn alles gut gelaufen war, wurde dies kräftig mit Most, Dünnbier und einer guten Brotzeit gefeiert, so dass alle Plag und Müh schnell vergessen war.
Die Dreschgarnitur wurde abgebaut und zog zum nächsten Hof, wo sie meist schon sehnsüchtig erwartet wurde.
Auf dem Hof, wo bereits ausgedroschen war, zog währenddessen der Alltag wieder ein und man begann damit, die Felder wieder für die nächste Fruchtfolge vorzubereiten.

Viele ältere Bauern wollen von dieser harten Zeit heute nichts mehr wissen und sind froh, dass die Technisierung in der Landwirtschaft die körperlich anstrengende Arbeit größtenteils ersetzt hat.
Wir selbst haben diese Zeit nicht mehr miterlebt, sondern kennen die Vorgehensweise nur noch aus Erzählungen. Es gibt aber noch Leute unter uns, die uns bei unseren Feldtagen stets mit Rat und Tat zur Seite stehen und so ihr Wissen über die damalige Zeit an uns „Jungen“ weitergeben.
So kann ein Stück Kulturgeschichte am Leben erhalten werden und wie wir auf unseren Vorführungen sehen, erfreut sich dies auch großer Beliebtheit in der gesamten Bevölkerung.